Hallo erst mal,
ich konnte euch einfach nicht drei Wochen warten lassen, bis ihr die Geschichte komplett lesen könnt (wobei meine Neugier auf eure Reaktionen, die hoffentlich kommen – ich nehme gerne Kritik, aber auch Lob an- vermutlich größer war als eure Neugier auf die Geschichte… Wer weiß das schon :P)
Jedenfalls mag ich die Geschichte des Simon Danks irgendwie sehr gerne, es hat mir richtig Spaß gemacht sie zu schreiben, auch wenn im Prozess eine 3 jährige Pause lag. Es war halt mal irgendwie anders und irgendwie einfach spannend zu sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Ja ich selbst musste gucken wie sich das entwickelt, da ich ja nie plane und einfach drauf los schreibe und es oft genug passiert, dass Charaktere plötzlich Dinge tun, die man eigentlich gar nicht wollte…
Wie dem auch sei… Nun der dritte und letzte Teil von Alles ist endlich.
Viel Spaß beim Lesen:
„Ich weiß was ich tue… Und wenn ich fertig bin, dann werde ich diesen Schmerz nicht mehr spüren, dann werde ich ihn keine Weile mehr ertragen müssen, dann ist er gleich hier und heute vorbei.“
„Sie haben Recht. Dann wäre Ihr Schmerz vorbei. Ihrer wäre es. Ihrer… Und sonst? Die Welt würde sich für die meisten weiter drehen. Sie wären weg. Ihr Schmerz wäre vorbei. Doch was ist mit den vielen Freuden, die noch auf Sie warten?“
„Sie sagen es, die Welt würde sich weiter drehen, nichts würde sich ändern. Für mich wäre es vorbei. Und welche Freuden sollen schon noch auf mich warten? Es kommt bestimmt nur noch mehr Schmerz.“, ich drehte meinen Kopf wieder den Schienen zu. Zum Einen hatte ich so mein Ziel vor Augen, zum Anderen wollte ich nicht, dass der Mann sah wie mir die Tränen über die Wangen liefen.
„Das ist es ja… Sie müssen herausfinden, welche Freuden noch auf sie warten. Schmerz… Schmerz ist so ein unschönes Wort, es ist so negativ befangen, doch es ist notwendig, wie die Sache selbst. Ohne Schmerz würden wir nicht lernen, ohne Schmerz würden wir das verlieren, was uns zu Menschen macht. Ohne Schmerz wäre unser Dasein sinnlos, denn ohne Schmerz könnte es auch niemals Freude geben.“
Ich wendete meinen Blick noch einmal auf den Mann. Warum sollte ich ihm glauben? Mein Blick schweifte nochmals auf den Einkaufswagen mit den Flaschen Bier und sogar Spirituosen. War alles was er da sprach nicht nur Gerede, das durch einen entspannenden Rausch zustande kam? Wusste dieser Mann wirklich was Freude war? Noch einmal wanderten meine Augen über den Einkaufswagen und nun entdeckte ich etwas, dass ich dort nicht erwartet hätte. Halb verdeckt von der Decke lagen einige Bücher, sie sahen verhältnismäßig gut gepflegt aus. War dieser Mann doch mehr als er nur zu sein schien?
„Und was ist, wenn ich es nicht herausfinden möchte?“, ich wandte den Blick wieder von ihm ab, ich wollte nicht, dass mich neue Erkenntnisse von meinem eigentlichen Ziel entfernten.
„Das ist eine Sache, die nur Sie entscheiden können, nur es ist eine Sache, die bei weitem mehr Leute etwas angeht, als Sie.“
„Aber Sie haben es doch schon selbst gesagt! Die Welt würde sich weiter drehen.“, ich merkte wie Tränen auf meinen Handrücken tropften.
„Ja, das habe ich gesagt. Aber ich habe auch gesagt, dass sie sich nur für die Meisten weiter drehen würde. Für einige würde Sie stillstehen. Für einige die Sie kennen und für einige die Sie nicht kennen. Denken Sie erst einmal an Ihre Kinder, sie werden nicht verstehen wieso, sie werden verstehen, dass sie nicht mehr da sind und sie werden verstehen, wie es passiert ist… Doch sie werden niemals verstehen können wieso. Auch Ihre Frau, ob Exfrau oder nicht spielt keine Rolle. Sie wird sich ebenfalls fragen wieso, sie wird es nicht verstehen, genauso wenig wie die Kinder. Sie wird sich ewig Vorwürfe machen. Ihr Chef… Auch er wird sich ewig Vorwürfe machen. Und niemand wird verstehen wieso. Vielleicht verstehen selbst Sie nicht zu hundert Prozent wieso. Und der Bahnfahrer, den Sie in diese Sache mit hinein ziehen wollen… Er wird schon gar nicht wissen wieso. Er wird nicht mal wissen, wer Sie sind. Er wird nicht wissen, was passiert ist. Aber er wird als erstes wissen, dass es passiert ist und das wird etwas sein, dass ihn sein Leben lang verfolgen wird. Ich glaube wirklich nicht, dass Sie springen wollen.“
Ich zitterte am ganzen Körper und als ich sprach, zitterte auch meine Stimme:
„Aber ich werde davon nichts mehr mitbekommen, ich bin dann weg.“
Nun lachte der Mann. Ich war so verwirrt von seinem plötzlichen Emotionsausbruch, dass ich meinen Kopf erneut zu ihm wandte.
„Warum lachen Sie?“
„Wenn Sie das Ganze so sehen, dann los… Springen Sie.“
„Sie werden mich nicht davon abhalten?“
„Ich habe bereits gesagt, dass ich das weder kann noch werde. Doch Sie hatten nun schon so viele Gelegenheiten zu springen, dieses ganze Gespräch, hätten Sie nicht mit mir führen müssen, aber Sie stehen noch hier. Sie stehen noch immer auf dem Geländer, aber Sie stehen noch. Wieso haben Sie sich mein ganzes Gerede angehört, wenn Sie nichts verstanden haben… Wieso stehen Sie noch hier?“
„Weil Sie sagten, dass Sie nicht glauben, dass ich das wirklich will.“
Er schmunzelte:
„Richtig… Das sagte ich. Und um ehrlich zu sein glaube ich es noch immer nicht.“
„Aber warum?“, die Anspannung aus meinem Körper wich langsam und ich merkte, wie ich ruhiger wurde.
„Weil ich glaube, dass Sie noch etwas an dieser Welt hält. Sie wissen vielleicht noch nicht genau was es ist, aber ich glaube es gibt noch viel für Sie zu lernen, noch viele Freuden die Sie erleben werden und es gibt für Sie ein Leben. Ein Leben, in dem Sie wieder einen Sinn erkennen. In dem Sie wieder sich erkennen und endlich verstehen, dass es so viel mehr gibt, als das was Sie verloren haben.“
„Wissen Sie was der Witz an der ganzen Sache ist? Ich habe meinen Job gehasst. Ich habe es gehasst, den ganzen Tag im Büro zu sitzen oder zu Baustellen zu fahren und ich habe es gehasst mich von Leuten die so wenig Ahnung von meiner Arbeit haben, von oben herab behandeln zu lassen.“
„Warum hatten Sie diesen Beruf dann noch immer?“
Nun war ich der, der schmunzelte:
„Meine Frau hat mir dazu geraten, denn der Arbeitsmarkt ist furchtbar.“
Der Mann lachte und auch ich stimmte in das Lachen ein.
„Es tut mir leid, ich wollte nicht lachen. Es ist nur so ironisch. Sie gingen einer Arbeit nach, die Sie gehasst haben, auf Rat der Frau, die Sie verlassen hat.“
„Ich weiß… Es klingt wirklich dumm… Glauben Sie wirklich, dass mich in dieser Welt noch mehr erwartet, als das was ich bis jetzt erlebt habe?“
„Das glaube ich.“
„Sind Sie sicher?“
„Das könnte nie sein. Aber wie wäre es, wenn Sie von diesem Geländer runter kommen und es herausfinden? Alles ist endlich, doch ihr Leben muss nicht hier enden, nicht so.“
Ich nickte und folgte dem Rat des Mannes:
„Danke.“
„Sie wollten es von vorne herein nicht. Ich habe Sie lediglich darauf hingewiesen. Ich wollte Sie nie abhalten und ich hätte es auch nicht gekonnt, wenn Sie es wirklich gewollt hätten.“, damit ging der Mann, seinen Einkaufswagen vor sich herschiebend, von dannen.
Ich stand allein auf der Brücke,der Regen ließ langsam nach. Ich würde nicht noch einmal versuchen zu springen. Ich würde es nie wieder versuchen.
Das war das Ende. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen dafür bedanken, dass sie bis hier dabei waren. Und noch ein großes Dank an die Freudin, die mir damals bei der Geburt der Geschichte zu Seite stand und auch nun mit Rat und Verbesserungen zur Seite stand.
Ich möchte noch einmal erwähnen, dass ich mich immer über jede Rückmeldung freu, ob positiv oder negativ, wobei positiv einem natürlich immer lieber ist 😛 Aber gegen konstruktive Kritik habe ich auch nichts einzuwenden. Ihr seid also frei euch in den Kommentaren auszutoben. 😉
So viel dann wieder von mir
Eure
Fissel
Mir hat’s gefallen 🙂
Es regt wahrscheinlich natürlich automatisch zum Nachdenken an. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob Simon Danks nun gesprungen wäre, wenn er nicht angesprochen worden wäre. Hat ihn wirklich etwas „Höheres“ in der Welt der Lebenden gehalten, weil sein Ende eben noch nicht gekommen war oder hat nun dieser Mann ihn gerettet, der selbst schon an der Stelle stand. Dann hätten sich wohl zumindest für Frank seine eigenen Worte bewahrheitet.
Gerne mehr, nächstes Mal vielleicht nicht so depressiv 😛
Ein interessanter Gedanke, den du da einwirfst… Darüber habe ich selbst auch gar nicht so nachgedacht, ob Simons Tod einfach noch nicht bestimmt war oder ob es nur der Obdachlose war, der zufällig vorbei kam…
Ich versuchs, aber ich kann nichts versprechen ^^